Müssen wir auch schöne Erfahrungen verarbeiten?
Nicht nur Negatives wird über den Kontakt zum Thema verarbeitet. Versetzen uns positive Erlebnisse in eine innere Unordnung, werden auch sie nach den selben Prinzipien verarbeitet: Ein Millionengewinn lässt uns eine Zeit lang nicht schlafen, wir müssen ständig daran denken und verspüren ein erhöhtes Mitteilungsbedürfnis. Oder denken Sie mal an den Zustand des Verliebtseins oder andere Umstände, die uns „aus dem Häuschen“ geraten lassen. Die innere Verarbeitungsaktivität dauert so lange an, bis die Seele wieder ihre Ordnung hergestellt hat. Erst dann herrscht wieder Ruhe im Kopf und Frieden im Herzen.
Merke: Ob wir Millionen gewonnen oder verloren haben, beides wird durch die gleichen inneren Prozesse verarbeitet. Was den Unterschied macht, sind lediglich die Vorzeichen – Plus oder Minus.
Unsere häufigsten Fehler bei der seelischen Verarbeitung
Die Verarbeitung schmerzhafter Erlebnisse fühlt sich elendig bis furchtbar an. Aus diesem Grund wird der Verarbeitungsprozess oft vermieden. Das zeigt sich darin, dass der Mensch einen großen Bogen um bestimmte Orte macht (das eigene frühere Haus / das Familienalbum / die Firma, in der man gemobbt wurde / die Straßenkreuzung, bei der man beim Unfall fast zu Tode kam / der Friedhof etc.). Gedanken und Erinnerungen an das Erlebte werden ebenfalls nicht zugelassen und mit allerlei Techniken zurückgedrängt.
Oder sie werden nur bis zu einem gewissen Punkt zugelassen und ab einer bestimmten Intensität abgebrochen. Auf diese Weise kommt der Mensch nicht weiter. Er erlebt, dass er es „nicht aus dem Kopf“ bekommt.
Was also tun?
Gedanken und Gefühle zulassen, sich dem inneren Prozess vertrauensvoll hingeben. Je schlimmer es sich anfühlt, umso mehr Gutes, umso mehr Heilung geschieht gerade. Es ist nichts weiter, als das emotionale Echo der vergangenen Erlebnisse. Es will und es muss raus. Es gibt keinen anderen Weg, als den durch den Kopf.
Noch ein wichtiger Tipp: Trigger (Verarbeitungsauslöser / -beschleuniger) nicht vermeiden, sondern gezielt aufsuchen. Nehmen Sie sich ein Beispiel an der Trauer: Menschen, die den Besuch des Grabes aus Angst vor den aufsteigenden Gefühlen vermeiden, kommen mit dem Trauerprozess nicht weiter. Noch viele Jahre nach dem Verlust leiden sie wie am ersten Tag.