Hat sich eine psychische Störung entwickelt, so kann der betroffene Mensch natürlich selbst etwas dafür tun, um sie wieder aufzulösen. Dazu mehr am Ende des Aritkels. Wichtiger wäre zunächst die Klärung der Frage, ob eine anhaltende psychische Störung aktiv verhindert werden kann. Auch das ist möglich. Doch zunächst müssen wir verstehen, was eine psychische Störung ihrem Wesen nach ist.
Das Wesen seelischer Störungen
Eine seelische Störung entwickelt sich aus der Störung des inneren Gleichgewichts. Durch eine Kränkung, eine Verletzung oder ein Verlusterlebnis, durch Enttäuschungen, Frust und erst recht durch Gewalt wird unser seelisches Gleichgewicht mitunter empfindlich durcheinander gebracht. Da die Seele, wie jedes andere natürliche System auch, unentwegt an der Erhaltung und Wiederherstellung des inneren Gleichgewichts arbeitet, beginnt sie sofort mit ihren Reparaturmaßnahmen. Ein Beispiel soll es verdeutlichen: Stellen wir uns vor, morgens wurden wir grob beleidigt. Spätestens wann werden wir an das Ereignis denken müssen? Wenn wir uns ins Bett legen und das Licht ausgeht! Warum liegen wir mitunter stundenlang wach und kauen gedanklich auf dem Ereignis herum? Weil wir, oder besser gesagt die Seele, dadurch die innere Ordnung wieder herstellt. Wir können auch sagen, sie verarbeitet es. Wir verarbeiten bzw. finden zurück in unser seelisches Gleichgewicht, indem in uns ein Kontakt zum Erlebnis hergestellt wird. Das passiert so oft, bis das innere Gleichgewicht wieder erreicht wurde. Ist ein Ereignis verarbeitet, drängt es sich nicht mehr in unser Bewusstsein.
Welche Möglichkeiten haben wir darüber hinaus, um aktiv den Kontakt zum Verarbeitungsthema herzustellen? Wir können mit Menschen unseres Vertrauens sprechen. Nicht umsonst heißt es im deutschsprachigem Raum „Geteiltes Leid ist halbes Leid“.
Noch ein Beispiel: Haben wir ein Trauma erlitten, werden wir ständig von entsprechenden Bildern, Erinnerungen und Gefühlen heimgesucht. Warum? Weil die Seele es verarbeitet! Sind die Erinnerungen furchtbar, werden sie von den Menschen zurückgedrängt. Alles, was daran erinnert (Trigger) wird vermieden. Das Resultat nennen wir Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Genau genommen ist das keine Störung, sondern es ist ein fehlinterpretiertes Heilungsgeschehen der Seele.
Auch ein plötzlicher Glücksfall ist eine seelische Störung
Auch ungewöhnlich positive Erlebnisse bringen uns aus dem inneren Gleichgewicht. Und auch sie werden auf dem selben Wege verarbeitet wie die negativen Zwischenfälle. Stellen wir uns vor, wir hätten vor zwei Tagen im Lotto 10 Millionen gewonnen. Könnten wir uns noch auf unser Buch konzentrieren? Wäre unser Schlaf wie bisher? Was würde unser Kopf wohl machen? Hätten wir nicht einen erhöhten Mitteilungsbedarf? Irgendwann nach Wochen intensiver Beschäftigung mit dem eingetretenen Reichtum würden wir dann sagen, wir hätten uns an die neue Situation gewöhnt. Zutreffender ist, wir haben das Erlebte verarbeitet. Es ist einerlei, ob wir 10 Millionen gewinnen oder verlieren, die Verarbeitung des jeweiligen Ereignisses erfolgt nach den gleichen Prinzipien, nur mit unterschiedlichen Vorzeichen.
Wie lassen sich seelische Störungen verhindern?
Die Störungen des inneren Gleichgewichts lassen sich definitiv nicht verhindern. Jeden Tag haben wir Erlebnisse, die uns mehr oder weniger aus dem inneren Gleichgewicht bringen. Wir gewinnen dieses oder verlieren jenes. Verlieren können wir eine sicher geglaubte Zukunft, unsere Gesundheit, unser Weltbild, andere Menschen und noch vieles mehr. Die entscheidende Frage ist, wie wir damit umgehen. Machen wir uns dicht, oder lassen wir Verarbeitungsprozesse zu?
Wie lässt sich eine seelische Störung selbst behandeln?
Eine seelische Störung zeigt meistens an, dass sich der Mensch dicht gemacht hat. Irgendwann ist seine Seele in Unordnung geraten und anstatt den Heilungsprozess zu zuzulassen, hat er ihn verhindert. Aber selbst wenn das belastende Schlüsselerlebnis Jahrzehnte zurückliegt, drängt die Seele immer noch danach, wieder Ordnung zu schaffen. Wie sieht die Selbstbehandlung aus? Den aufsteigenden Gefühlen nicht ausweichen, sondern ihnen vielmehr entgegen gehen und vertrauensvoll den Prozess durchlaufen.