Fortsetzung: Ist es möglich eine posttraumatische Belastungsstörung im Alleingang „auszukurieren“?

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Immer wieder lerne ich trauernde Menschen kennen, die den Verlust eines geliebten Menschen noch nach vielen Jahren nicht überwunden und verarbeitet haben. Auf Nachfrage geben sie stets an, Kontakte mit den schmerzhaften Gefühlen konsequent zu vermeiden oder sie nur bis zu einem gewissen Grad zuzulassen. Zum Grab gehen sie nur zum Blumengießen oder der trauernden Kinder zuliebe, und dann sehen sie zu, dass der Friedhofsbesuch nicht allzu lange dauert.

Bei der Traumatherapie wird ähnlich verfahren mit den gleichen Folgen – um den intensiven Schmerz wird ein Bogen gemacht. Die daraus resultierenden mageren Therapieerfolge führen nicht zur kritischen Überprüfung und Änderung der eigenen Methoden, sondern sie werden reflexartig der Störung zugeschrieben.

Was fehlt

Was ich generell innerhalb der Psychotherapie vermisse, das ist ein uneingeschränktes Vertrauen zu den inneren Abläufen. Es wird so getan, als wohne in unser aller Seele eine böse Kraft, die uns schädigen könnte, wenn man ihr freien Lauf lässt. Es gibt aber keinen Grund, sich vor großen, schweren, dunklen Gefühlen zu fürchten. Selbst dann, wenn sie sich vernichtend anfühlen, befindet sich der Mensch zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Denn diese Gefühle sind nur das emotionale Echo der Vergangenheit. Sie müssen raus und der einzige Weg führt durch den Kopf, durch das Bewusstsein.

Therapeutische Begleitung ja oder nein?

Prinzipiell braucht es für einen Verarbeitungsprozess keine therapeutische Begleitung. Schließlich haben die Menschen, die keine PTBS entwickelt haben, das Erlebte auch verarbeiten können.

Der betroffene Mensch muss nur wissen, wie der Verarbeitungsprozess im Detail abläuft und welche Phasen er hat. Auch ist es zwingend notwendig, vor dem Schritt in diesen Prozess ein grundsätzliches Naturvertrauen aufgebaut zu haben. In dem vorliegenden Fall das Vertrauen in die Natur der Seele. Dazu muss man sich mit der Thematik beschäftigt haben.

Den letzten und schwierigsten Verarbeitungsschritt muss der Mensch ohnehin in der Einsamkeit seines Herzens machen. Das ist der Schritt in das Zentrum des Schmerzes. Dorthin, wo es am dunkelsten ist. Auch wenn eine therapeutische Begleitung zugegen ist, wird der Mensch sie in dem entscheidenden Moment vorübergehend nicht mehr neben sich spüren. Das sollte auch der Therapeut dringend wissen. Andernfalls wird er den Prozess aus der unbegründeten Angst um seinen Klienten abbrechen – mit der Rückholung ins Hier und Jetzt.

Alles Gute für Sie!